AUSWERTUNGEN DER MEDIENBEOBACHTUNG

Die Grundlage für Bewertung durch die Jury lieferte von 2007 bis 2011 immer eine in der basis wien durchgeführte Medienbeobachtung, die analysiert und in einer Statistik öffentlich vorgestellt wurde. Hier einige Auszüge, die beschreiben wie sich die Mappen, die der Jury vorgelegt wurden, zusammensetzten. 2008 war durch die umfassende Medienbeobachtung und den speziellen Schwerpunkt ein besonderer Durchgang des Art Critics Award.

Medienbeobachtung Art Critics Award

2010

[...] In einer dreimonatigen Medienbeobachtung, durchgeführt von der basis wien, wurden Texte über zeitgenössische Kunst in und aus Österreich gesammelt. Der ACA setzt in Bezug auf die Medienauswahl jeweils unterschiedliche Schwerpunkte. „In den letzten Jahren haben wir den Kunstgehalt von Tageszeitungen sowie Lifestylemagazinen evaluiert. Diesmal wollten wir den Kernbereich des Schreibens über Kunst genauer unter die Lupe nehmen, sowohl im Print- als auch im Online-Bereich“, so Lioba Reddeker, Geschäftsführerin der basis wien. Aus 27 Medien, darunter die wichtigsten deutschsprachigen Kunstmagazine aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, wurden 156 Texte über zeitgenössische Kunst in und aus Österreich von insgesamt 93 AutorInnen gesammelt. Darunter sind zwei Drittel Frauen und ein Drittel Männer. „Neben der Tatsache, dass die KünstlerInnen die besten Texte wählen, gibt der Art Critics Award auch einen seltenen und äußerst aufschlussreichen Einblick in die Medienlandschaft. Das Projekt liefert genaue statistische Daten zur Kunstberichterstattung in Österreich“, so Moussa Kone, Künstler und Initiator des Projektes.

2008

[...] Drei Monate lang wurden wieder Texte über zeitgenössische Kunst in Österreich gesammelt. Dabei wurde heuer ein Schwerpunkt im Bereich von Monatsmagazinen gesetzt. Lioba Reddeker, Geschäftsführerin der basis wien, ergänzt: „Nachdem der Rückzug der Kunstkritik aus den Tagesmedien offensichtlich ist, liegt der Schwerpunkt heuer auf jenen Medien, die in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt haben. An der Schnittstelle zwischen Mode, Architektur, Design und Kunst bieten die Lifestyle Magazine ein neues Feld für die Kunstberichterstattung. Dies vergleichen wir nun mit den klassischen Kunstzeitschriften.“ Aus 95 Medien, darunter sämtliche in Österreich erhältlichen deutschsprachigen Kunstzeitschriften und zahlreiche Lifestylemagazine, wurden insgesamt 168 Berichte gesammelt. Die meisten AutorInnen (82%) veröffentlichten jeweils nur einen Artikel, lediglich 23 Journalisten sind mit 2-9 Artikeln vertreten. Das Geschlechterverhältnis ist nicht ganz ausgewogen, 68 Frauen stehen demnach 57 schreibenden Männern gegenüber. „Gegenüber dem Vorjahr, wo Tageszeitungen den Schwerpunkt bildeten, verschafft uns diese bunte Fülle an Hochglanzmagazinen neue statistische Einblicke in die heimische Kunstberichterstattung und liefert wertvolle Daten“, erläutert Moussa Kone. [...]

[...] Zuletzt lag der inhaltliche Fokus auf Tages- und Wochenzeitungen. Am Beginn des diesjäHrigen Art Critics Award 2008 stand nun die Entscheidung, nicht nur wieder die Kunstzeitschriften, sondern auch Printmagazine an der Schnittstelle zu Lifestyle, Mode, Musik, Design und Architektur zu beobachten. Von Anfang April bis Ende Juni 2008 wurden Texte gesammelt, die sich mit zeitgenössischer bildender Kunst in und aus Österreich beschäftigen. Berücksichtigt wurden Rezensionen von Ausstellungen in österreichischen Museen, Galerien und Offspaces, Portraits österreichischer oder im Beobachtungszeitraum in Österreich ausstellender KünstlerInnen und für die einheimische Kunstproduktion und - rezeption relevante thematische Texte. Die Magazine sollten monatlich oder seltener erscheinen und in Österreich im freien Handel erhältlich sein. Bei selten erscheinenden Medien wurde auch auf Ausgaben zurückgegriffen werden, die vor April 2008 erschienen sind.

Medienbeobachtung Art Critics Award

Eine erste Magazinliste entstand aufgrund einer Datenbanksuche im Auslieferungsverzeichnis der österreichischen Pressevertriebe unter www.presseangebot.at. Schlagworte waren Herkunftsland: Österreich, Deutschland, Schweiz / Sachgebiet: Hobby, Kultur und Freizeit; Illustrierte, Politische Presse; Frauen; Unterhaltung; Mode; Wirtschaft; Audio, Video, Foto, Film / Erscheinung: monatlich oder seltener / Sprache: deutsch. Auf diese umfang- reiche Magazinliste, die auf der Website www.artcriticsaward.com unter „Teilnahme“ einsehbar ist, wurden die oben genannten Kriterien (zeitgenössische bildende Kunst in und aus Österreich, Rezensionen, Portraits und für die einheimische Kunstproduktion und – rezeption relevante thematischen Texte) angewendet und etliche Magazine ausgeschieden.

Es blieben für die Medienbeobachtung 35 explizite Kunstmagazine übrig, sowie weitere 61 Magazine aus den anderen Bereichen, die sich in folgende Rubriken aufteilen: 16 Medien aus der Rubrik Lifestyle / 13 aus Frauenmagazin / 12 aus Gesellschaftspolitik / 4 aus Literatur / 3 aus Mode / 3 aus Musik / 3 aus Wirtschaft / 2 aus Design / 2 aus Wissenschaft / 1 aus Architektur / 1 aus Reise / 1 aus Film. Aus diesen 96 Magazinen wurden über drei Monate hinweg alle relevanten Artikel vorerst ohne große Vorauswahl herausgenommen („Schreiben über zeitgenössische Kunst nach oben genannten Kriterien“) und nach ausführlicher inhaltlicher Recherche wieder reduziert um: Interviews, reine Pressetexte, Artikel ohne AutorIn, Nachrufe, Biennale- und Messe- berichte, Eigentexte von KünstlerInnen, Katalogtexte, Eröffnungsreden, Kuratorentexte, Ankündigungen, Fotostrecken, Fotocollagen, Kunstmarkt, Sammlerberichte, kein Österreich-Bezug. Die ausgeschiedenen Texte enthielten „zu wenig kritisches Potential“, wobei hier sicherlich ein subjektiver Zugang der einzelnen Teammitglieder (Moussa Kone und Erwin Uhrmann von der Kunstwerft, Lioba Reddeker und Birgit Mollik von der basis wien) Einfluss genommen hat. Von dieser Reduktion der Texte waren sowohl Kunstmagazine als auch andere Zeitschriften betroffen. Insgesamt hatte die Jury danach 168 Texte von 68 Autorinnen und 57 Autoren zu lesen und zu bewerten. Die meisten AutorInnen (82%) veröffentlichten jeweils nur einen Artikel im beobachteten Zeitraum, 23 JournalistInnen sind mit 2 bis 9 Artikeln vertreten. Wichtiges Detail ist, dass die Texte vor der Weitergabe an die Jury anonymisiert wurden.

Ein Ergebnis der Auswahl war, dass eine große Zahl der kunstkritischen Artikel wieder aus den österreichischen Kunstzeitschriften stammte. Und zwar aus Eikon (16), Parnass (14), Spike (13), springerin (13) und Kultur. Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft (13), Kunstforum (11), Vernissage (10) und Camera Austria (9). Auch viele Artikel aus den anderen Lifestyle- Magazinen und anderen deutschen Kunstmagazinen hatten es in den endgültigen Ordner geschafft. Im Lifestyle-Bereich war die Berichterstattung allerdings meist eine völlig andere, „Breite statt Tiefe“ stand im Vordergrund. Großzügige Fotostrecken oder der Fokus auf den Künstler als Person ersetzten oft eine tiefere inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Werk. Durch die unterschiedliche Leserschaft erreichen diese Magazine dennoch eine breite Öffentlichkeit, die den Kunstmagazinen verschlossen bleibt und liefern einen wertvollen Beitrag zur Kunstdebatte in Österreich. Interessanterweise haben die beschriebenen Künstler in den Lifestylemagazinen den Weg durch die Kunstmagazine meist bereits hinter sich. Man könnte behaupten, dass sich erst durch die intensive kunstkritische Auseinandersetzung, oft verbunden mit einem gewissen Karrierestatus und dem Marktwert ein Mehrwert für die Lifestyle-Magazine ergibt. [...]

Medienbeobachtung Art Critics Award

2007

„Die gigantische Fülle der Berichterstattung über Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in Österreich übertraf all unsere Erwartungen“, so Lioba Reddeker, Geschäftsführerin der basis wien. Aus 60 Medien, darunter Tageszeitungen, Wochenzeitschriften und Fachmagazine, wurden über 350 Ausstellungsberichte von 100 Autoren archiviert. Rund die Hälfte der AutorInnen veröffentlichte zwischen 1. Oktober und 31. Dezember 2006 nur einen Artikel, das Geschlechterverhältnis ist ausgewogen. Lediglich zehn KritikerInnen haben mehr als zehn Reviews veröffentlicht. Die Artikel wurden anonymisiert und der Jury übergeben, die Ende März zusammentrifft um gemeinsam deren Qualität zu bewerten. [...]